Anlässlich der gegebenen Feiertage habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, die ich gerne mit euch teilen will, weil der Philosoph in mir ganz aktiv wurde, als ich gestern nicht gut (ein)schlafen konnte.
26. Oktober Staatsfeiertag, 1. November Allerheiligen, 2. November Allerseelen. Eigentlich Grund genug, dass alle Benutzer von Social Media Kanälen so wie zu Weihnachten oder Ostern darüber berichten und fast ausflippen dabei. Denkt man sich. Doch das ist nicht der Fall. Was stattdessen passiert ist: Die klassischen, traditionellen, kirchlichen Feiertage sind nicht der Rede wert, doch Halloween schon. Aber wieso? Wieso ist Halloween, ein ursprünglich irischer Brauch so im Zentrum des Geschehens?
Mein Instagram Feed war und ist voll mit Halloween-Kostümen und außergewöhnlichen Make-ups, auf Facebook sind hunderte Halloween-Veranstaltungen und Bilder mit „das machen deine Freunde bei der Halloween-Party“, auf Youtube vermehren sich Halloween-Tutorials wie Gänseblümchen im Frühling und auf Pinterest gibt es nur Halloween inspirierte Essensideen. Warum?
Versteht mich nicht falsch, ich finde es nicht schlimm, wenn wer an Halloween feiern geht, sich verkleidet und Spaß hat; hätte ich die Zeit und Lust gehabt, wäre ich mit Freunden gestern am Abend sicher etwas trinken gegangen und beisammen gesessen, einfach „weil es halt dazugehört“. Jeder, der feiern geht, kann das ruhig machen, das ist auch vollkommen okay.
Was mich aber stutzig macht ist, wenn man als altmodisch, uncool und konservativ bezeichnet wird, oder mir Sätze wie „du hattest echt keine Kindheit“ ins Gesicht geworfen werden, wenn ich sage, dass ich früher auch nie Halloween gefeiert habe. Ein Partytiger bin ich sowieso nicht und meine Eltern wollten schlichtweg nicht, dass ich „von Haus zu Haus ziehe und um Süßigkeiten bettle“. Punkt. Sie hatten ihre Gründe, die sie mir erklärten und die ich akzeptieren musste. Ich habe sie früher schon verstanden und auch im Nachhinein bin ich froh über ihre Entscheidung. Und ich bin auch erwachsen geworden, ohne irgendwelche Schaden. Ich habe nichts verpasst, wo ich mir jetzt denken würde „ärgert mich, dass ich so etwas nie ausprobieren konnte“ 🙂
Heute ist Allerheiligen. Für viele der Ausnüchterungstag schlechthin. Fast wie der Christtag am 25. Dezember, für alle, die am 24.12. in Clubs feiern. So etwas gibt es, leider.
Allerheiligen ist für mich genauso schön wie Weihnachten. Die, die mich kennen, wissen wie groß der Vogel in mir in der Weihnachtszeit wird. Bei manchen wächst im Advent der Bauchumfang, bei mir entwickelt sich ein Kondor 🙂 Beides nicht toll 🙂
Allerheiligen, ist etwas Besonderes. Ich sehe meine Familie, wir sitzen kurz beieinander, reden und widmen unsere Gedanken nur uns. Vor allem seitdem ich nicht mehr zu Hause wohne, ist diese Zeit noch wertvoller geworden für mich. Aber zu Allerheiligen soll nicht die enge Familie an obersten Stelle der Prioritätenliste stehen, sondern bereits verstorbene Familienmitglieder. Ganz ehrlich, wie oft fährt ihr auf das Grab eurer Oma, eures Opas? Zweimal im Jahr, oder vielleicht dreimal? Und wie oft habt ihr sie früher gesehen? Zwei Mal in der Woche, oder drei Mal? Ich finde, dass Allerheiligen deshalb auch sehr innig ist, weil man sich wirklich dem ursprünglichen Kern der Familie widmet. Egal ob in der realen Welt oder im parallelen Himmelsreich.
Allerheiligen hat nicht zwingend etwas mit Glauben zu tun. Ich finde, dass es eine Tradition ist, die die Familie zusammenbringt, deshalb nicht in Vergessenheit geraten soll und von Halloween übertrumpft wird. Früher gab es den „Heiliwecken“, ein süßer Germzopf, den jeder selbst gebacken hat und in der Familie oder mit engen Verwandten ausgetascht hat; heute gibt es Halloween-Party-Food-Leftovers, die den Freunden mitgegeben werden.
Was ich mit diesem Beitrag bezwecken will, ist zu erinnern, dass nach Halloween, egal ob gefeiert oder nicht, ein Feiertag ist, der in der Kirche einen hohen Stellenwert hat und eigentlich die Familie liebevoll zusammenbringen soll, und nicht verkaterte, schlaf-grantige Menschen. Unsere Mitmenschen im Reich der Engel haben auch Aufmerksamkeit verdient und diese sollte ihnen gegebem werden. Mit mindestens einer großen Kerze, Blumen und langen Gedanken.
Ich fände es schön, wenn sich die Welt und Social Media-Seiten nicht nur auf Halloween konzentrieren würden, sich Familien an diesem Tag wirklich gemeinsam Zeit nehmen und sich einmal ohne Handy, Internet und Co. die Zeit vertreiben.